Die Familie Biedermann in ihrem Maunaer Garten in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts
„Hoffen wir, dass uns der Frieden erhalten bleibt, nur im Frieden werden neue Werte geschaffen. Ein Krieg würde alles vernichten – auch den Sieger.“
Curt Biedermann - 1956

„Wenn das Leben köstlich gewesen ist, dann ist es Mühe und Arbeit gewesen—und es war köstlich. Wenn wir uns auch nicht sehr viel gegönnt haben und unsere Ansprüche an das Leben sehr bescheiden waren, die Freude des Geschaffenen war mir immer der höchste Lohn,“ resümiert der sächsische Demeter-Pionier Curt Biedermann im Januar 1956 zum Abschluss der von ihm verfassten Unternehmenschronik. Geboren 1896 übernahm der gelernte Bauer 1920 die elterliche Wirtschaft, damals noch ein Ferkelhandel, den sein Großvater, ein Schäfer, dereinst gründete. „Meine Wirtschaft ist ein Kleinbetrieb von 2,73 ha. Es ist dies eine in hiesiger Gegend sehr zahlreich anzutreffende Betriebsgröße. Die vielen, aber meist sehr kleinen Dörfer bestehen aus mehreren Bauerngütern, manchmal auch aus einem Rittergut und dazu aus einigen Häusern und Wirtschaften, früher als „Gartennahrung“ bezeichnet.“
Curt Biedermann und seine Tochter Hertha vor dem neuen Bienenhaus
„Wenn das Leben köstlich gewesen ist, dann ist es Mühe und Arbeit gewesen—und es war köstlich.”
Curt Biedermann

Schon in den frühsten Erinnerungen des Curt Biedermann geht es um das, was zu seiner Berufung werden sollte. „Wenn ich mich 50-60 Jahre zurückversetze, so erinnere ich mich der folgenden Verhältnisse. Die Staatsstraße von Meißen – Nossen, aber auch fast alle Kommunikationswege waren mit Alleen von Süßkirschen eingefaßt“, stellt er fest und entsinnt sich weiter: „Die Bäume hatten mitunter riesige Kronen und wuchsen über den Straßen ineinander – ein einziges Dach bildend. Zur Zeit der Kirschblüte durchzogen die Kirschalleen wie weiße Bänder die Landschaft.“ Ob es diese Kindheits- und Jugenderinnerungen waren, die ihn dazu inspirierten das Fach zu wechseln und Obstbauer zu werden berichtet Curt Biedermann nicht. Wohl aber wurde ihm schon rechtzeitig klar, dass er nicht als Ferkelhändler sterben würde. „Meine besondere Liebe gehörte ja von Kindauf und vom Vater her dem Obstbau.“ Und so begann er, schon allein aus wirtschaftlichen Gründen, bald damit auf flüssiges Obst zu setzen. 1927 meldet Curt Biedermann seine Kelterei zum Gewerbe an. Zunächst stellt er fast ausschließlich Lohnware her, ab 1935 dann auch Apfelsaft und Süßmoste zum Verkauf unter eigenem Namen.
Bei der Ernte – Die Leitern wachsen in den Himmel!
Den einschneidenden und für Curt Biedermann maßgeblichen Grund für die veränderte Unternehmensausrichtung nach nur fünf Jahren, beschreibt er ein viertel Jahrhundert später so: „Als ich im Jahre 1933 mit der biologisch dynamischen Wirtschaftsweise bekannt wurde, stellte ich auch sofort meinen landwirtschaftlichen Betrieb und die Obstanlagen darauf um. Die Vorzüge dieser Betriebsweise, die sich besonders in einer besseren Qualität und Haltbarkeit der Erzeugnisse und dadurch auch in höheren Preisen auswirkte, sollte der Süßmosterei einen entscheidenden Auftrieb geben.“ So überrascht es nicht, dass diese Entdeckung für den Gründer einer zweiten Geburtsstunde seines damals noch jungen Unternehmens gleich kommt. „Wenn ich von der Anmeldung des Gewerbes absehe, da ja nur in bescheidenem Maße Wein hergestellt wurde, wäre das Jahr 1933 als Gründungsjahr der Süßmostkelterei anzusprechen.“ Eine Renaissance, heute würde man wohl Re-Launch sagen, die sich auszahlte. Denn bereits wenige Jahre später durfte er sich über einen der wichtigsten Meilensteine in seiner Laufbahn freuen, denn „so erhielt ich im Jahre 1937 als erster und einziger Betrieb in Sachsen, die Genehmigung meine Erzeugnisse als ‚Demeter-Säfte und Demeter-Süßmoste‘ zu verkaufen.“
„Meine besondere Liebe gehörte ja von Kindauf und vom Vater her dem Obstbau.“
Curt Biedermann

Demeter Etikett aus dem Jahr 1941
Auszug aus der Demeter Monatsschrift aus dem Jahr 1939
Schon kurz darauf, im Jahre 1939 berichtet die Demeter Monatsschrift über den Betrieb „der in intensivster Nutzung Wein Obst, Beerenobst, Unterkulturen, Bienenfeld und Viehwirtschaft in sich vereinigt. Herr Biedermann verstand es, alle von ihm getroffenen Maßnahmen sehr anschaulich zu schildern und zu begründen. Als besondere Probe seiner Kunst ließ Herr Biedermann alle Teilnehmer die in seiner Mosterei hergestellten Demeter-Obstsäfte kosten, die er in einer Güte kredenzte, daß man die reine Frucht im Duft und Geschmack wahrnehmen konnte.“
Der Unternehmer und sein neues Firmenschild von Trepte, Wilsdruff (um 1937)
„So erhielt ich im Jahre 1937 als erster und einziger Betrieb in Sachsen, die Genehmigung meine Erzeugnisse als ‚Demeter-Säfte und Demeter-Süßmoste‘ zu verkaufen.“
Curt Biedermann

Demeter Monatsschrift 1941 – Auszug mit Beitrag von Curt Biedermann
Aber auch der so Gelobte wusste um die Qualität seiner Erzeugnisse, spätestens als er zwei Jahre später einen eigenen Bericht für die gleiche Zeitschrift verfassen durfte und voller Überzeugung zu dem Schluss kam, „dass die Demeter-Säfte sowohl geschmacklich, als auch ihrem inneren Werte nach etwas Besonderes darstellen.“ In der Reklame des Unternehmens verzichtet er hingegen auf die Zurschaustellung des gestiegenen Selbstvertrauens und formuliert fast schüchtern: „Meine Demeter-Säfte sind unvergorene, alkoholfreie Getränke von größtmöglicher, Naturreinheit und köstlichem Wohlgeschmack.“ Heutzutage, wo man Werbung mit Übertreibung gleichsetzt, mag es kaum vorstellbar sein, mit einer solchen Produktbeschreibung erfolgreich zu sein. Für Curt Biedermann war diese vornehm protestantische Zurückhaltung kein Hindernis. „Der Kundenkreis erstreckte sich bald über ganz Deutschland, von Köln am Rhein bis Königsberg und von Bremen bis Bergdesgarden, ja bis Wien. Hohe und höchste Herrschaften zählten zu meinen Kunden und es bereitete immer viel Freude die zahlreichen Dankschreiben und Nachbestellungen, welche die Post fast täglich brachte zu lesen.“ So schreibt eine begeisterte Kundin aus Oberschlesien „Ich danke Ihnen nochmals für Ihre Sendung. Der Saft ist wieder vorzüglich. Heute hat ihn ein Gast bei uns getrunken, er war ebenso begeistert wie wir. Es ist der Fürst Henckel von Donnersmark, er lässt Sie bitten, ihm auch eine Sendung zukommen zu lassen….“ Auch diese Sendung hatte Folgen, denn kurze Zeit später erhielt Curt Biedermann wieder Post nach Görna über Meißen, so die damalige Firmenanschrift. Dieses Mal war der Absender die Fürst von Donnersmarck’sche Privatkanzlei höchstselbst, die unsicher fragend bestellen wollte: „Nach Verkostung der von Ihnen mit bestem Dank erhaltenen Proben fragen wir an, ob es wohl noch möglich wäre Apfel- und schwarzen Johannisbeersaft, gegebenenfalls auch roten Johannisbeer- und Sauerkirschsaft zu beziehen.“ Natürlich kam die Kelterei Biedermann der Bitte gerne nach, auch wenn die Bestände begehrt und somit knapp waren.
Etikett Demeter Apfelsaft aus dem Jahr 1951
Den Grund für den Erfolg seines Unternehmens fasst Curt Biedermann 1941 in der Demeter Monatsschrift folgendermaßen zusammen. „Nach meinen Erfahrungen kann ich feststellen, dass bei richtiger Anwendung der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise und bei Ausnutzung der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten keine Gefahr des Ertragsrückganges besteht aber die Qualität der Erzeugnisse eine wesentlich bessere geworden ist. Auch rein geldlich gesehen wirkte sie sich nur günstig aus. Viel wesentlicher erscheint mir aber die Tatsache, dass man durch die Wirtschaftsweise wieder in das richtige Verhältnis zu seinem Boden, zu seinen Pflanzen und Tieren kommt. Man kommt dabei wieder einer Naturbeobachtung [nah], wie sie unserer Vorfahren wohl noch hatten.“ Schon damals, noch in der späten Mitte seines eigenen Lebens, richtete sich sein Blick auf die nächste Generation, in der Hoffnung diese möge von derlei Erkenntnissen profitieren. „Unsere Erfahrungen nun auf unseren Nachwuchs zu übertragen und unsere Jungen und Mädel für die Zusammenhänge in der Natur zu interessieren, ist eine unserer vordringlichsten Aufgaben. Ist uns das gelungen, dann ist auch von der Frage der Landflucht schon ein großer Teil gelöst…“, formulierte er in einer Art und Weise, die heute nichts an Aktualität verloren hat. Unverändert gültig ist auch der Satz mit dem Curt Biedermann seine Chronik schließt: „Hoffen wir, dass uns der Frieden erhalten bleibt, nur im Frieden werden neue Werte geschaffen. Ein Krieg würde alles vernichten – auch den Sieger.“
Auf ein Gläschen in der Sonne!
Ab 1945 konnte Curt Biedermann die Demeter Produktionsweise zwar nicht mehr aufrecht erhalten, aber die Kelterei selbst konnte er und seine Nachfolger, unabhängig von den jeweiligen Verhältnissen, bis heute, und mittlerweile in der vierten, bzw. das Unternehmen in sechster Generation, fortführen. Auf Curt Biedermann folgte sein Sohn Heinz. Dieser übergab an seinen Sohn Andreas mit Frau Ursula. Heute ist deren Sohn Frank Biedermann leitend im Unternehmen tätig. Dessen Bruder Martin wiederum ist es, der sich zum Ziel gesetzt hat mit Cambium Compagnie an das biologisch-dynamische Erbe seines Urgroßvaters in Mauna über Meißen anzuknüpfen. So befindet sich der Maunaer Weinberg von Cambium Compagnie, von ihm kommen die Trauben für unsere Sekte und einige Weine, derzeit in der Umstellung auf ökologischen Weinbau.
Galerie der Demeter Etiketten 1937-1951
„Unsere Erfahrungen nun auf unseren Nachwuchs zu übertragen und unsere Jungen und Mädel für die Zusammenhänge in der Natur zu interessieren, ist eine unserer vordringlichsten Aufgaben. Ist uns das gelungen, dann ist auch von der Frage der Landflucht schon ein großer Teil gelöst“
Curt Biedermann

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