Gegenüber der Kelterei Biedermann (und von Cambium Compagnie) in Mauna, etwas erhöht am anderen Seite der Straße, steht das Auszugshaus der Familie. Wenn man es heute, unbewohnt und etwas in die Jahre gekommen wie es da am Hang hängt, betrachtet, dann hilft ein Blick in die Firmenchronik des Curt Biedermann, um wieder Hoffnung zu schöpfen.
Curt Biedermann bei der Weinlese am Haus Elf
Haus Nummer Elf, oder besser gesagt die Fläche um das Haus herum, darf als Geburtsstätte des Weinbaus in Mauna über Meißen angesehen werden. „Der dahinter liegende kleine ‚Krätzgarten‘, sowie der darüber liegende Hang wurde tief umgegraben und als Weinberg angelegt“, so Curt Biedermann. „Es wurden ca. 300 Stück Reben in den Sorten Gutedel, Rhuländer und Goldriesling gepflanzt und Drahtspaliere angelegt.“ Damit nicht genug, „auch die Blumenbeete vor dem Hause wurden mit Wein bepflanzt und der Aufgang als Laubengang angelegt (blauer Burgunder). Durch Frostschäden fielen meist die Sorten Goldriesling und Rhuländer aus, die dann durch Roten und Weißen Gutedel und Müller-Thurgau ersetzt wurden. Die beste Ernte war mal 16.- Zentner.“ Obwohl der Hang nicht über eine ideale Nord-Süd-Lage verfügte, konnte sich das Ergebnis häufig sehen lassen. „Das Mostgewicht lag meist zwischen 50 und 80 Grad Oechsle,“ und an anderer Stelle: „Auch die Qualität des Weines war den Boden- und Klimaverhältnissen entsprechend recht gut“, berichtet der Demeter-Pionier 1956 in seinen Erinnerungen und rückblickend auf die dreißiger Jahre des selben Jahrhunderts.
Der „Gutedel“ hatte bald einen guten Ruf bekommen, für gewöhnlich gilt der Gutedel als „kleiner Wein“.
Kellermeister Heinz Biedermann bei der Kontrolle
Curt Biedermann erhielt am 1. März 1937 als erster und einziger Betrieb in Sachsen, die Genehmigung einige seiner Erzeugnisse als Demeter-Produkte zu vertreiben und mit dem Demeter-Logo zu versehen. Es mag daher auch an seinen Methoden der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise gelegen haben, dass auch sein Wein geschätzt war, obwohl, so der Nebenerwerbswinzer, der Gutedel für gewöhnlich als „kleiner Wein“ gilt. So wurde beispielsweise der Boden „durch einbringen von Granitverwitterungsschutt (aus Sommers Steinbruch) in den Weinberg verbessert. Auch der Schieferschutt vom umdecken des Hauses wurde mit eingebracht.“
Etikett des geschätzten Maunaer Gutedels
Gegenwärtig sieht es so aus, dass Haus Nummer Elf dringend eines neuen Daches bedarf um gerettet zu werden. Wer weiß, vielleicht gelingt es uns dann auch den Weinberg drum herum wieder anzulegen. Schieferschutt zur Aufwertung des Bodens wäre jedenfalls, bald ein Jahrhundert später, wieder verfügbar.